“Es gibt nichts, wo die Bedingungen für ein gesundes Seelenleben so stark erfüllt werden können, wie in der Hingabe an das Schöne.”
(Rudolf Steiner)

Anthroposophische Kunsttherapie ist eine sanfte, harmonisierende Therapie, die sich durch einen gezielten Umgang mit verschiedenen künstlerischen Materialien an das schöpferische Potential des Menschen wendet.
Sie kann dazu beitragen, etwas aus dem Gleichgewicht Geratenes wieder in die Mitte zu bringen und Gesundung zu ermöglichen.
Indem sie die Selbstheilungskräfte anspricht, können sich Einseitigkeiten im seelischen und vitalen Bereich des Menschen ausgleichen: Verfestigungen werden gelöst, Ausuferndes wird neu gegriffen und geformt.

Beim therapeutischen Malen, Zeichnen und plastischen Gestalten werden Kräfte aktiviert, die tief in unser Wesen wirken.

Diese ausgleichende und gesundheitsstärkende Wirkung der Kunsttherapie wird seit über 80 Jahren in der Anthroposophischen Medizin geschätzt, ihre Anwendungsbereiche sind vielfältig.
So wird sie in der Behandlung, Rehabilitation und Prävention körperlicher, psychischer und psychosomatischer Erkrankungen eingesetzt, aber auch bei Entwicklungsstörungen und biographischen Krisen angewandt.
Sie richtet sich an fast alle Altersgruppen, wobei künstlerische Vorerfahrungen oder Begabungen nicht notwendig sind.


Malen und Zeichnen

MALEN

Indem man in die Welt der Farben eintaucht, weitet sich die Seele.

Die in der Maltherapie bevorzugte Technik des Nass-in-Nass-Aquarellierens spricht Gemütsempfindungen, Phantasiekräfte und die Intuition an. Auf dem Papier offenbaren sich dadurch auch innere, bisher vielleicht verborgene Motive, die im malerischen Prozess weiter gestaltet werden können. Immer pendelnd zwischen bewusst gesetztem Eindruck und wahrgenommenem Ausdruck erlebt der malende Mensch sich als Handelnder.

Durch das lösende Aquarellmalen kann ein „seelisches Atmen“ beginnen, das neue Perspektiven eröffnet und sich harmonisierend bis ins Körperliche auswirkt.

ZEICHNEN

“Durch das künstlerische Tun im Formenzeichnen werden die Wahrnehmungen der Sinne mit dem Erleben der Seele vereint.”
(Peter Büchi)

Dynamisches Formenzeichnen ist eine zeichnerische Übungsmethode, die auf anthroposophischer Grundlage entwickelt wurde. Dabei handelt es sich um einen Übungsweg, der jedem Menschen leicht nachvollziehbar ist und Freude bereitet.
Mit Kreide, Zeichenkohle oder Graphitstift findet man sich in eine vorgegebene Form hinein: man verbindet sich mit ihren Rhythmen und schwingenden Bewegungen, zentriert sich, pendelt zwischen Innen- und Außenwelt.

Das dynamische Zeichnen sowie auch das Formenzeichnen wirken stark auf die Körpersinne (Tast-, Bewegungs- und Gleichgewichtssinn), die in unterschiedlichem Maße am Prozess beteiligt sind. Außerdem werden die Koordination von Auge und Hand sowie die Fingerfertigkeit gefördert.

Therapeutisches Malen und Zeichnen

  • verbessert die Selbstannahme
  • verbessert die selbstregulierenden Fähigkeiten
  • aktiviert die Sinnestätigkeit
  • wirkt entspannend, baut Stress ab
  • unterstützt die emotionale Stabilisierung
  • verbessert die Kommunikations- und Interaktionsfähigkeit
  • stärkt die Selbstverantwortlichkeit
  • eröffnet neue Perspektiven

wird u.a. empfohlen bei:

  • Depressionen und anderen Stimmungsveränderungen
  • Angsterkrankungen
  • Reaktionen auf schwere Belastungen
  • Erschöpfung
  • Persönlichkeits- und Verhaltensstörungen
  • Verhaltens- und emotionalen Störungen mit Beginn in der Kindheit und Jugend
  • Brustkrebs und anderen Krebserkrankungen

Plastisches Gestalten

„Ein Klumpen Ton liegt in meinen Händen.

Ich forme eine Kugel und aus der Kugel ein Ei. Dann folgen meine Hände den Impulsen, die das Ei weitergestalten möchten.

Ich forme und forme und fühle, wie der Ton unter dem Druck und der sanften Berührung meiner Hände nachgibt.

Ich bewege meine Hände und gleichzeitig fühlt es sich so an, als wäre ich selbst dieses Ei.

Und plötzlich befinde ich mich in der Gebärmutter: aufgenommen … gewärmt und gehalten.
Unendliche Geborgenheit und Liebe umhüllen mich.

Mit sanftem Druck bewegen mich die Gebärmutterwände hin und her. Ganz zart und fast unmerklich verändert sich meine Gestalt. Ich wachse.

Gleichzeitig nehme ich bewusst wahr, dass ich mit meinen Händen diesen Prozess gestalte.“

In diesem Erlebnis einer Klientin beim plastischen Gestalten offenbart sich eines der wirkungsvollsten Grundprinzipien der Kunsttherapie: Der gestaltende Mensch ist Handelnder und Behandelter zugleich.

Beim plastischen Gestalten wird zumeist Tonerde mit den Händen bearbeitet, es kommen aber auch Wachs, Sand, Knete, Holz oder Stein zum Einsatz. Gezielte plastische Übungen können angeregt, aber auch freie künstlerische Arbeiten gestaltet und prozesshaft weiterentwickelt werden. Die Ziele und das konkrete Vorgehen entwickeln sich im gemeinsamen Dialog.

Besondere Begabung oder handwerkliches Geschick sind keine Voraussetzung für eine erfolgreiche Behandlung.

Plastisches Gestalten ...

  • unterstützt die basale Stimulation durch Ansprache leibbezogener Sinne (Gleichgewichts-, Tast-, Temperatursinn)
  • verbessert die Selbstannahme
  • verbessert die selbstregulierenden Fähigkeiten
  • wirkt entspannend, stärkt das Selbsterleben und vermittelt das Gefühl der Sicherheit
  • unterstützt die emotionale Stabilisierung
  • verbessert die Kommunikations- und Interaktionsfähigkeit
  • stärkt die Selbstverantwortlichkeit
  • eröffnet neue Perspektiven

... wird u.a. verordnet bei:

  • Depressionen und anderen Stimmungsveränderungen
  • Angsterkrankungen
  • Reaktionen auf schwere Belastungen
  • Psychosen
  • Persönlichkeits- und Verhaltensstörungen
  • Verhaltens- und emotionale Störungen mit Beginn in der Kindheit und Jugend
  • Krebserkrankungen